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Geisterstimmen aus der Tiefe

Ein herrlicher Nachmittag im Spätsommer wird zum Alptraum.

Es war ein herrlicher Nachmittag im Spätsommer. Wir waren mit Bekannten und deren Hunden unterwegs. Da wir es etwas weiter nachhause hatten, trennten wir uns von der Gruppe und gingen Richtung Heimat.

 

Unser Weg führte uns an einem abgeernteten Weizenfeld entlang. Unser zuhause war genau gegenüber. Also nahmen wir die Abkürzung über das Weizenfeld. Oli schien auch schon müde zu sein, denn er lief knapp zwei Meter hinter mir.  So liefen wir also quer über das Feld.

 

Ich blickte mich kurz um, um Oli heran zu rufen, doch Oli war weg! Gerade 10 Sekunden vorher war er noch knapp hinter mir! Nun war er verschwunden, mitten auf einem abgeernteten Feld, 100 Meter freie Sicht in jede Richtung und Oli war nicht zu sehen.

 

Es erschien mir zwar nicht möglich, aber wahrscheinlich war Oli zu den Büschen am Feldrand gelaufen. Unwahrscheinlich das Oli die Strecke in 10 Sekunden zurückgelegt hat. Aber es war die einzige Erklärung wo er sein könnte. Ich lief in Richtung Büsche und rief nach ihm. Ja, ganz leise konnte ich ihn bellen hören, er antwortete mir. Wenn Oli bellt anstatt zu mir zu kommen, dann ist etwas passiert!

 

Ich rannte auf die Büsche zu und rief noch lauter nach ihm. Doch je näher ich dem Feldrand kam, desto leiser war Oli zu hören. Langsam geriet ich in Panik. Als ich bei den Büschen angekommen war konnte ich Oli nicht mehr hören. Ich glaube ich bin 20-mal die 300 Meter an den Büschen entlang gegangen, doch Oli war nirgends zu finden.

 

Ich suchte nun schon fast eine Stunde! Das Hin- und Herlaufen hatte keinen Sinn. Die Feuerwehr muss helfen, ich muss die Feuerwehr rufen. Damals hatte ich noch kein Handy. Also wo ist die nächste Telefonzelle? Nein! Ich kann hier nicht weg, vielleicht kommt Oli wieder hierher.

 

Es waren mittlerweile 1 1/2 Stunden vergangen. Ich musste mich beruhigen. Wo war Oli das letzte Mal bei mir? Dort, mitten auf dem Feld. Also geh noch mal dahin! Ich ging also wieder zurück, dorthin wo ich Oli das letzte Mal gesehen habe. Ich rief wieder und wieder seinen Namen. Da! Ein Bellen! Nein, kein Bellen, ein klägliches Gekläffe. Ganz leise, und wie durch Watte zu hören. Aber wo soll Oli sein? Da ist nichts! Doch je näher ich der Stelle kam, desto deutlicher hörte ich Oli. Es war unheimlich, wie Geisterstimmen die der Wind über das Feld weht. Leeres, flaches Feld und doch hörte ich seine Stimme, leise zwar aber ich hörte sie.

 

Da, vor mir, ein kleines Mäuseloch. Nein, kein Mäuseloch, dazu war es etwas zu groß. Ja, die Stimme meines Freundes kam aus diesem winzigen Loch! Ich lief darauf zu und als ich dort war brach der Rand des Loches ein. Fast wäre ich hineingestürzt. EIN ALTER KANALSCHACHT! Mitten auf dem Acker! Ich kniete nieder und schaute in das Loch. In ca. 3 Metern Tiefe sah ich Oli! Ohne auf irgendwelche Gefahren zu achten stieg ich an den alten Steigeisen hinunter. Oli war sichtlich erschöpft. Ich nahm ihn auf die Schulter und schob ihn vor mir her nach oben ans Tageslicht. Ich hatte meinen Hund wieder! Wehren konnte ich mich nicht, und so vergoss ich einige Tränen.

 

Oben angekommen habe ich Oli untersucht. Hinten links humpelte er etwas. Bei der späteren Untersuchung beim Tierarzt zeigte sich nur ein blauer Fleck. Es war nichts gebrochen oder auch nur verstaucht. Glück im Unglück.

 

Was war da geschehen? Beim Abernten des Feldes muss die Mähmaschine über den Deckel des alten Kanalschachtes gefahren sein und hat ihn zerstört. Der Kanaldeckel war zerbrochen und nach unten gefallen. Nur die Vegetation hat das Loch verdeckt. Später erfuhr ich, dass dieser Acker zu einem Ausbaugebiet gehörte, das man kanaltechnisch schon erschlossen hatte. Doch die Baugenehmigungen wurden nie erteilt, so dass der Bauer das Feld wieder anpflanzte.

 

Im Nachhinein bin ich froh das nicht mehr passiert ist. Es hätte schlimmer ausgehen können.

 
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